Gleichspannung von 5 oder 12 Volt ungefährlich? Leider nein!
(Lebens)Gefährliche China Netzteile

Clickbait-Titel? Nein, mein voller Ernst.
Wir müssen reden. Über China-Netzteile. Schon möglich das ich mittlerweile ein China-Antifan geworden bin, aber..... Das sich China-Elektronik des Öfteren mit mehr oder weniger spektakulären Pyrotechnischen Effekten überraschend verabschiedet, ist nun wirklich kein Geheimnis. Da werden Trafos schlecht isoliert, Isolationsabstände nicht eingehalten, billigste Kondensatoren verbaut (nicht nur im Zwischenkreis), vom schlechten Design der Schaltungen ganz zu schweigen. Letztens kam mir eine Dreiersteckdose mit USB-Anschlüssen unter, bestellt beim Versand mit dem A am Anfang, da war nicht einmal der PE vom Stecker bis zur Dose verbunden - das nenn ich mal mutig. Hierzulande hat man sich an Gesetze und Normen zu halten und das ist grundsätzlich auch gut so. Deswegen stürzen bei uns in der Regel auch keine Häuser oder Brücken ein. Auch von technischem Gerät geht bei uns normalerweise ungleich weniger Gefahr aus. Aber in letzter Zeit wird so viel Schrott verkauft, speziell bei dem mit dem A hat sich das extrem verschlechtert. Ich kann daher nur dringendst davon abraten im Onlinehandel irgendwelches Noname-Zeug zu bestellen, weil es wird sehr wahrscheinlich aus China importierter Schrott aus zweifelhafter Produktion sein.
Die CE Kennzeichnung:
Hartnäckig hält sich auch der Irrglaube das eine CE-Kennzeichnung sowas wie eine VDE oder OVE-Kennzeichnung ist. Das CE Pickerl sagt eigentlich aus, dass die Ware unseren Regeln und Vorschriften in Europa entspricht. Das Problem daran ist aber das es der Hersteller selbst draufklebt. Es gibt keine Prüfung. Der Hersteller verpasst sich die Kennzeichnung selber und die Beweislast liegt dann bei uns. Wir müssen nachweisen das die Ware eben nicht unseren Regeln entspricht. Aber wer hat schon die Möglichkeit ein billiges Netzteil zu prüfen? Abgesehen davon ist das wohl wirklich nicht unser Job, oder? Selbst wenn, schon einmal eine Firma in China probiert zu verklagen? Aber es kommt noch besser, hast Du nämlich besagtes Teil bei Ali, Temu, usw gekauft - dann kannst Du Dich gleich selbst verklagen. Weil haftbar ist nicht der Hersteller, sondern der Inverkehrbringer. Wenn Du also was in China orderst, wirst Du rechtlich gesehen vom Käufer zum Importeur und damit selber haftbar wenn irgendein Schaden von dem Teil ausgegangen ist. Ist Dir also das Haus abgebrannt wegen eines Temu Ladegerätes, dann wünsch ich Dir viel Glück. Das wird die Versicherung vermutlich nicht decken. Nice, oder? Diese ganzen chinesischen Onlineshops umgehen sämtliches EU-Regelwerk einfach damit das sie es direkt an den Endkunden in der EU verkaufen - der somit zum Inverkehrbringer wird. Das haben unsere Gesetzgeber ja wieder richtig toll gelöst. Wir sollen uns an alles halten, während China dicke Umsätze mit gefährlichem Schrott macht und dafür heimische Konkurrenz ruiniert und der Konsument wird trotzdem verarscht (Entschuldigung für die Ausdrucksweise, aber es erscheint mir angebracht). Wir kaufen also Mist, der bei uns produziert, gar kein Mist wäre und darüber hinaus Arbeitsplätze bringen würde und schippern diesen Schrott auch noch um die halbe Welt, wo das Zeug dann in absehbarer Zeit wieder auf der Deponie landet. Das scheint mir nicht besonders nachhaltig zu sein. Geiz ist NICHT geil und war da nicht irgendwas wegen dem Klima? Die Schifffahrt in ihrer Gesamtheit verursacht jährlich eine Milliarde Tonnen CO2 - sagt Gemini, ich habe es aus Faulheit nicht geprüft - davon ist mit Sicherheit der Großteil von Containerschiffen die unter anderem Schrott aus China zu uns schicken, staatlich subventioniert natürlich, damit sich das auch rechnet. Versteht mich nicht falsch, in China zu produzieren hat schon seine Daseinsberechtigung. Wenn Firmen aus Europa, USA oder sonst woher in China unter Aufsicht ihrer Qualitätsprodukte herstellen, ist das eine völlig andere Geschichte. Nur Trump ist so dumm und glaubt das er mit seiner Zollpolitik die ganze Produktion wieder in die USA zurück verlagert. Als ob irgendwer in Amerika in riesigen Hallen mit tausenden Nähmaschinen für totale Dumpingpreise T-Shirts nähen würde. Ich glaube nicht das Trump jemals das hellste Licht am Kuchen war, aber neuerdings werden seine Aussagen immer noch dümmer (ich habe die Preise für Medikamente um 1400 bis 1500 Prozent gesenkt - ja klar;-). Die Türkei zum Beispiel ist hervorragend darin, Weißwaren (Waschmaschinen, etc) herzustellen, weshalb man dort natürlich eine entsprechende Industrie hat. Wir sind leider einfach nicht konkurrenzfähig bei Dingen die sich nicht hochgradig automatisieren lassen oder so speziell sind das es die höheren Kosten rechtfertigt. Schließlich haben wir in Österreich als Unternehmer eine Steuerlast zu tragen, die kaum zu stemmen ist, genauso wie die Lohnnebenkosten. In Deutschland wird es ähnlich sein, nehme ich an. Also wie kann das sein, dass durch unsere Gesetze China einen totalen Wettbewerbsvorteil bekommt, sich als zusätzliches Zuckerl auch noch an keinerlei Normen zu halten hat und auch noch unsere Konsumenten schädigt? Diese Frage bringt uns nämlich direkt zu dem eigentlichen Grund dieses Artikels.
Das Gefahrenpotential von China-Netzteilen:
Jetzt kommen wir endlich zum wirklich spannenden Teil dieser Geschichte, zu einer Problematik nämlich, die wie ich glaube, kaum jemand wirklich auf dem Schirm hat. Dem einen oder anderen wird vielleicht einmal aufgefallen sein, das wenn man mit empfindlichen Hautstellen (Unterseite Unterarm zb) an den Metallteil vom USB-Stecker kommt - bei einem eingesteckten Steckernetzteil - dann brennt oder sticht das manchmal. Bei einem original Sony-Netzteil wird das sicher nicht der Fall sein, aber bei einem billigen oder Fake-Netzteil durchaus. Wer das schon einmal gespürt hat - das ist genau das Problem welches ich hier ansprechen will. Aber wie kann das sein? Bei 5 Volt Gleichspannung (ja ich weiß schon, manche unterstützen auch 9 oder 12Volt)? Die Antwort darauf ist die Gleichtaktstörung. Gleichtaktstörungen wegen schlechtem Schaltungsdesign. Das ideale (oder legale) Netzteil muss eine galvanische Trennung zwischen der Netzspannung und der Ausgangsspannung haben. Das wird typischer Weise durch das Schaltungsdesign ermöglicht, aber auch durch Maßnahmen im Leiterplattendesign. Da werden zum Beispiel Schlitze in die Leiterplatte gefräst, wenn die Abstände zu knapp werden, oder es gibt zwischen Ein- und Ausgangsseite einen breiten Kanal in dem das Kupfer entfernt worden ist, usw. Normalerweise gibt es nur ein Bauteil, welches eine Verbindung herstellt zwischen den Seiten und das ist ein Optokoppler, der Feedback von der einen Seite, zum Regler auf der Anderen zulässt. Aber wie der Name schon sagt ist das nur eine optische Kopplung. Es sollte also keine direkte Verbindung zwischen Netzspannung und Ausgangsseite geben. Gibt es aber. Da im Trafo die Wicklungen von Primär- und Sekundärseite über einander liegen, getrennt durch Isolierung, also einem Dielektrikum, entspricht das dem Aufbau eines Kondensators. Es gibt also eine Kopplung zwischen beiden Seiten, die dazu führt, das man zwar zwischen Vcc und Gnd nur die 5 Volt messen kann, misst man aber vom PE der Steckdose, oder von sich selbst auf Gnd zb, dann zeigt das Multimeter auf einmal 80 oder 140 Volt Wechselspannung. Selbst ein Phasenprüfer leuchtet wenn man damit das Metall des Steckers berührt. Das habe ich schon X-mal gesehen und gemessen.

Dieses Foto habe ich jetzt gerade, während ich diesen Artikel schreibe, gemacht. Ich habe auch nicht extra nach einem Gerät gesucht. Ich habe einfach meinen P-touch P700 (ein kleiner Drucker für Aufkleber), der hier am Schreibtisch rumsteht ausgesteckt und gemessen. Wie man sieht ist das Multimeter (welches praktischer Weise auch gerade hier rumlag) auf AC eingestellt und eine Strippe halte ich zwischen Daumen und Zeigefinger und die andere berührt den Gnd-Teil des Steckers. Es besteht also zwischen mir und dem Ground der Null sein sollte ein Potentialunterschied von 45 Volt AC, bei einem 12 Volt DC Netzteil. Das (Schalt)Netzteil selber arbeitet mit einer Frequenz im Kilohertz-Bereich, die gemessenen 45 Volt weisen aber eine Frequenz von 50 Hertz auf - also Netzspannung! Bringt mich das um wenn ich den Stecker angreife? Nein, eher nicht. Aber das ist auch noch eines der harmlosen Beispiele. Ich hatte aber schon Netzteile in meinen Händen, da war das Berühren des Steckers selbst durch die Hornhaut auf meinen Fingerkuppen (hoher Übergangswiderstand) höchst unangenehm. Stellt man sich dieses Szenario jetzt in der Badewanne liegend vor - dann ist das sehr wohl gefährlich! Ja, wer legt sich schon mit irgendwas in der Steckdose angesteckten in die Badewanne? Ich kann Euch schon hören.... Das machen Leute die sich einfach der Gefahr nicht bewusst sind. Ich selbst habe fast immer mein Handy dabei, wenn ich in der Badewanne liege, irgendwas recherchieren, oder die Emails lesen, oder Nachrichten oder sonst was, während man gemütlich in der Wanne liegt. Warum die Zeit verschwenden? Es kommt also durchaus vor, das Leute in der Wanne liegen und dabei ihr Handy/Tablett sogar angesteckt haben und ja, daran sterben sogar immer wieder mal Menschen. Ob das nun am Gleichtaktfehler des billigen Netzteils lag, oder an dem blöden Zufall das es vielleicht genau zu genau dem Zeitpunkt durchgeschlagen hat - wegen zu geringer Isolationsabstände, begünstigt durch die hohe Luftfeuchtigkeit - keine Ahnung, ich war nicht dabei. Aber aus meiner Sicht als Techniker, zwingen sich diese beiden Möglichkeiten förmlich auf. Klar, das sollte natürlich nicht passieren, selbst wenn bei dem Teil 150 Volt durchkommen, bei einer Gleichtaktstörung wäre unwahrscheinlich, dass genug Strom fließen würde um besagtes Ereignis tödlich zu machen (zumindest bei einem gesunden Menschen), alleine schon weil der FI fallen müsste, noch lange bevor der Stromfluss problematisch werden dürfte. Aber das setzt voraus das die Elektroinstallation Norm-gerecht ausgeführt wurde und auf aktuellem Stand der Technik ist. Also ich würde es im Zweifelsfalle einfach lassen. Aber natürlich würde ich nicht darüber schreiben, wenn nur alle paar Jahre jemand mit so einem Netzteil "baden" geht. Was nämlich viel häufiger daran verstirbt, als wir, sind unsere Geräte. Dinge die an einem Netzteil UND an unserem Laptop angesteckt sind. Oder Dinge die wir am Laptop anstecken und dann andere Dinge töten, wie zum Beispiel ein Programer den wir über USB am Laptop (mit billigem Netzteil) angesteckt haben und jetzt verbinden wir ihn mit einer Platine die ihrerseits gnd auf PE hängen hat (wie sich das auch gehört). Kaum angesteckt, ist der Mikrokontroller tot, analoge IO's sind auch typische Opfer. Solche Dinge passieren dauernd, werden aber oft nicht auf die Ursache zurückgeführt. Diese Netzteile sind demnach stille Saboteure, Serienmörder, die nie erwischt werden, weil die wenigsten Leute diesen Zusammenhang auf dem Schirm haben. Wahrscheinlich ist die Dunkelzimmer an Schäden, die jährlich in Europa dadurch entstehen irgendwo im 2 bis 3 stelligen Millionenbereich anzusiedeln. Belegen kann ich das freilich nicht, es ist lediglich eine Einschätzung nach einem Zahlenspiel basierend auf jährlich aus dem Verkehr gezogenem Chinaschrott, der Annahme das mehr in Verkehr kommt als draus gezogen wird und einer sehr konservativen Schätzung von Durchschnittsschadenswerten sowie statistischen Fehlerhäufigkeiten. Gemini hat geholfen. Aber den Schaden möglichst genau zu beziffern ist auch nicht Zweck dieses Artikels, der Zweck dieses Artikels ist aufzuzeigen das wir hier ein Problem haben, welches kaum oder gar keine Beachtung findet. Ob es jetzt mehr Beachtung findet, wage ich zwar zu bezweifeln, weil dazu müsste erst einmal jemand diesen Artikel lesen, aber zumindest habe ich es versucht. In diesem Sinne - nicht mit eingesteckten Tablett in die Badewanne legen!
Kommentar von sepp forcher |
Test
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